Mittwoch, 31. Mai 2017

Rezension | "Don't kiss Ray" von Susanne Mischke

dtv | Broschiert | 320 Seiten | 7. April 2017 | 978-3-423-74026-5

"Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Worte einen Menschen schlimmer verletzen können als Waffen. Das scheint wahr zu sein." // Seite 147

Waffeln zum Frühstück, Shitstorm am Abend
Am Waffelstand eines Musikfestivals lernen Jill und Ray sich kennen und zwischen ihnen funkt es sofort. Leider fällt das verabredete Date einem Gewittersturm zum Opfer und Jill stellt sich darauf ein, dass sie Ray nie wiedersehen wird – nur um später, beim Konzert der Nachwuchsband „Broken Biscuits“, aus allen Wolken zu fallen: Der Leadsänger der Band, dessen Poster (nicht nur) die Wand ihrer besten Freundin schmückt, ist kein anderer als Ray! Und damit nicht genug: „Hallo, Mädchen mit der Puderzuckernase, falls du da bist … Tut mir leid, dass es vorhin nicht geklappt hat. Versuchen wir es morgen noch mal?“, ruft er ins Publikum. Und handelt sich und Jill ungeahnte Probleme ein: Nicht nur, weil Ray laut Vertrag keine Freundin haben darf, sondern vor allem, weil ein fanatischer Fan die beiden fotografiert hat und im Netz eine wahre Hetzjagd lostritt. Jill und Ray müssen sich trennen, bevor ihre Beziehung richtig begonnen hat, doch vergessen können sie sich nicht …

 
Ich habe Don't kiss Ray schon vor einer Weile gelesen und beendet, wusste aber bisher leider nicht so wirklich, wie ich das Buch bewerten sollte. Objektiv gesehen gibt es bestimmt viele Gründe, dieses Buch zu lesen. Subjektiv gesehen war das Buch wohl einfach einer jüngeren Zielgruppe zugedacht, zu der ich nicht gehöre, und weswegen mich viele Aspekte auch nicht wirklich überzeugen konnten. Doch alles in allem ist Don't kiss Ray ein Buch, das bei den jüngeren Lesern sicher sehr gut ankommt.

Die Liebesgeschichte an sich fand ich sehr süß und auch unterhaltend. Zwei Teenager, die sich auf einem Festival begegnen, ins Gespräch kommen und nicht mehr aufhören aneinander zu denken – wer findet das nicht süß? Vor allem dann nicht, wenn einer davon noch ein Rockstar ist, der recht erfolgreich Musik macht und den der andere nicht als diesen (wieder-)erkennt? Insbesondere da ich selbst so ein Kandidat sein könnte. Ich liebe und höre viel Musik, kenne aber nur die wenigstens Gesichter der Sänger und/oder Bands, weswegen mir sicher ebenfalls ein Sänger über den Weg laufen würde und ich genauso "blöd" dastehen würde, wie Jill. Den Anfang dieser Liebesgeschichte fand ich wirklich Zucker; mit 13 Jahren wäre ich wohl dabei vollkommen ausgeflippt. Aber als beide, Ray und Jill, nach dem Festival zurück nach Hause fahren, hat sich die Geschichte für mich persönlich nicht mehr ganz so stimmig entwickelt. Ich persönlich mag es zum einen viel lieber, vor allem bei Teenager-Liebesgeschichten, wenn die Protagonisten umeinander herschleichen und sich erst spät gegenseitig bekommen, statt, dass sie sich trennen, jeder mal den angeblichen "Schlussstrich" zieht und man ständig dem Liebeskummer der Protagonisten ausgesetzt ist. Dann doch lieber die Vorfreude, die Sehnsucht und die "Was-wäre-wenn"-Gedanken der Figuren. Zum anderen hat mich auch der Inhalt des Plots gestört. Ich meine, eine Klausel im Vertrag? Das hat bei mir nur Kopfschütteln ausgelöst, da ich davon ausgegangen bin, dass jeder merkt, dass da was nicht stimmt (wobei ich an dieser Stelle sagen möchte, dass ich nicht mal ausschließen würde, dass es sowas gibt, aber jeder gute Rechtsanwalt kann da auf jeden Fall was machen!).


Die Hetzjagd an sich, die im Klappentext angesprochen wird, hat mir gefallen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was das mit einem macht, wenn man im Internet verunglimpft wird, fremde Menschen einen bis aufs Blut beleidigen, einen Mob anzetteln und vor meiner Haustür mich und meine Familie bedrohen. Dass diese Hetzjagd und der Shitstorm sich immer weiter steigern, war für mich sehr authentisch dargestellt, ebenso wie Jills Gefühle deswegen, ihre Zweifel, ihr verletzter Stolz und ihre Wut auf Ray.

Sowohl Jill, als auch Ray, sind zwei grundsätzlich tolle Charaktere, die für mich aber nicht unbedingt, vor allem am Anfang, zusammen gepasst haben. Ray versteckt sich vor der Verantwortung, obwohl Jill in der "Schusslinie" steht, er steht ihr nicht wirklich bei, verletzt sie absichtlich (oder zumindest hätte er damit rechnen müssen), er ist wankelmütig und scheut sich sehr davor, für sich selbst einzustehen. Das hat mich ihn eine Weile sehr unsympathisch wahrnehmen lassen, weswegen ich Jill auch gerne beschützt hätte. Aber sie hat eben ihren eigenen Kopf, springt mehrfach über ihren eigenen Schatten, steht mehr als einmal für sich selbst ein und kämpft sich souverän durch schwere Zeiten. Obwohl auch sie, meiner Meinung nach, sehr schwache Momente in der Geschichte hatte und ihre jugendlichen Naivität sogar manchmal genervt hat. Weswegen mich keiner der beiden Hauptprotagonisten wirklich einnehmen konnte.

Der Schreibstil an sich hat mir sehr gut gefallen. Ich fand es toll, dass man die Geschichte aus beiden Perspektiven erfährt (überwiegend jedoch von Jill) und dass diese beiden Blickwinkel im Buch auch durch unterschiedliche Schriftarten gekennzeichnet sind. Ich mag solche Details sehr gerne, weil ein Buch so in meiner Erinnerung bleibt. Aber auch sonst hat Susanne Mischke den Plot schön erzählt und mir die Geschichte näher gebracht. Dazu noch das Cover, das mir super gut gefällt. Es ist schön verspielt und bunt, so dass es zu Jill und Ray passt. Auch die Idee mit den Bilder finde ich toll, weil sie zum einen die Hetzjagd über Social Media Kanäle aufnehmen und zum anderen verschiedene Stationen der Liebesgeschichte in den Fokus nehmen (das Konzert auf dem Festival, den Kaffee, den die beiden trinken gehen, Jill, die sich vor dem Treffen mit ihm die Nägel lackiert, ...).

Don't kiss Ray ist eine schöne, kitschige Teenie-Lovestory, die mich vor circa zehn Jahren sicher mehr hätte überzeugen können. Die Geschichte ist toll, verschiedene Passagen konnte ich als Erwachsene aber leider nicht wirklich ernstnehmen, ebenso wenig stellenweise die Handlungen und Gedanken der Hauptprotagonisten. Es ist definitiv ein Buch für die jüngere Zielgruppe – mich persönlich konnte es nicht vollkommen mitnehmen.


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Vielen Dank an dtv für das Rezensionsexemplar.
 Habt ihr Don't kiss Ray schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch eine schöne Restwoche!


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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt dem dtv Verlag.
Das Urheberrecht des Titelbilds unterliegt einzig und allein der Blogredaktion.

2 Kommentare:

  1. Hey Julia :)

    Ich kann mich an vielen Stellen dir anschließen, das Buch ist wirklich etwas schwierig zu bewerten. Du hast es aber toll hinbekommen. Sehr schöne Rezension.

    Liebe Grüße
    Jenny

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    Antworten
    1. Hallo Jenny,

      vielen Dank für deinen Kommentar :) Das erleichtert mich sehr. :))

      Allerliebste Grüße
      Julia

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