Sonntag, 10. September 2017

Rezension | "Endgame: Die Auserwählten" von James Frey

Hardcover | Oetinger Verlag | 592 Seiten | 07. Oktober 2014 | 978-3789135224 | Band 1
Originaltitel: The Calling (2014)

"Damals waren sie Kinder. Dummköpfe. Sie hielten Endgame für cool. Aber das ist es nicht." // bei 7,34%

Reihenfolge von "Endgame"

Die Auserwählten / The Calling (1)
Die Hoffnung / Sky Key (2)
Die Entscheidung / Rules of the Game (3)


Als zwölf Meteoriten nahezu gleichzeitig an unterschiedlichen Orten der Erde einschlagen, gibt es keinen Zweifel mehr: Die Zeit ist gekommen. ENDGAME hat begonnen! Jeder der Meteoriten überbringt eine Nachricht, die die zwölf Auserwählten entschlüsseln müssen und die sie schließlich an einem geheimnisvollen Ort zusammenführt. Dort stehen sie ihren Gegnern zum ersten Mal gegenüber. Ein Wettkampf auf Leben und Tod beginnt und eine rücksichtslose Jagd um den gesamten Globus. Die Spieler müssen zu allem bereit sein. Wird Arroganz Bescheidenheit schlagen? Klugheit Stärke übertreffen? Wird Gnadenlosigkeit am Ende siegen? Schönheit von Nutzen sein? Muss man ein guter Mensch sein, um zu überleben? ENDGAME wird es zeigen. Aber nur wer die Hinweise richtig deutet und die drei Schlüssel findet, geht als Gewinner hervor. Und nur seine Linie wird überleben, wenn die gesamte Menschheit vernichtet wird. 

(Verlagsseite)

James Frey wurde 1969 in Cleveland, Ohio, geboren und ist einer der erfolgreichsten US-Autoren der Gegenwart. 2010 gründete er die Media- und Produktionsfirma Full Fathom Five, die das Konzept rund um ENDGAME entwickelt hat und mit Partnern weltweit umsetzt. Seine Bücher wurden in 42 Sprachen übersetzt und erscheinen in 118 Ländern. 



Lange hatte ich Endgame im Blick, weil ich mich schlichtweg von dem Hype habe mitreißen lassen und unbedingt wissen wollte, was an diesem Buch so besonders ist. Die ganze Aufmachung finde ich persönlich aber auch einfach grandios und das Marketing, was dahinter steckt, hat mich als jemand, der im Marketing arbeitet, doch sehr angesprochen: Das Spiel an sich, die Rätsel, die App, der Gewinn bieten für den Leser ein perfektes Rundum-Paket, was ich ziemlich spannend fand. Auch die Bilder im Buch, die verschiedenen Zeichen, die Piktogramme, die doppelten Lesebändchen machen deutlich, dass der Autor und der Verlag sehr viel Zeit, Mühe und Kreativität in sein Werk gesteckt haben. Das alles hebt definitiv von anderen Büchern ab und macht Endgame schon im Vorhinein definitiv zu etwas besonderem.

Auch der Klappentext hat mir sehr gut gefallen, weswegen ich mich sehr auf Die Auserwählten und die gesamte Trilogie gefreut habe. Ich mochte die Geschichte und man merkt auch, dass der Autor nicht nur Zeit in die Aufmachung und das Drumherum investiert hat, sondern auch einen logischen, tollen, umfassenden Plot geschrieben hat. Denn die Geschichte wirkte für mich stellenweise schon sehr kompliziert sowie komplex und ich bin gefühlt auch nicht an allen Stellen hundertprozentig mitgekommen. Zumindest am Anfang nicht. Ich habe wirklich versucht, das Rätsel, das anfangs angekündigt wird, zu lösen und mir so viele Hinweise wie möglich zu notieren, allerdings ist mir da einfach der Lesespaß flöten gegangen.

Das ist auch einer der Kritikpunkte, den ich an diesem Buch habe. Natürlich macht das Rätsel und die Integration und Interaktion der Leser, was ich in einem solchen Maße bisher auch noch nicht erlebt habe, Endgame zu etwas vollkommen besonderem und einzigartigem. Aber ich hatte manchmal einfach das Gefühl, man muss sich auf die Geschichte konzentrieren oder auf das Rätsel, vor allem, weil ich auch nie so wirklich durchgeblickt habe, was für das Rätsel wichtig ist und was nicht. Irgendwann habe ich es dann einfach aufgegeben, weil mir der Verlauf der Ereignisse eigentlich viel wichtiger war. Ich wollte das Buch ja lesen, um Endgame zu folgen und zu erleben, wie die Spieler damit umgehen, anstatt selbst das Rätsel zu lösen. Zusätzlich kann ich mir gut vorstellen, dass das Rätsel-Raten mit dem Printbuch überhaupt keinen Spaß gemacht hat. Ich hatte sowohl das eBook, als auch das Hardcover vorliegen und ich hatte beim Printbuch auch überhaupt keine Lust, die Links zu im Browser manuell einzugeben. Das Rätsel ist also auch eher was für die digitalen Leser. Problem dabei war allerdings, dass das ganze ja auch nur möglich war mit einer Internetverbindung – und da ich oft auch unterwegs lese, war es für mich selbst beim eBook oft nicht möglich, den Hinweisen zu folgen (mein iPad hat nur WiFi).

Außerdem war mir die Handlung bzw. die Schilderung der Ereignisse auch einfach zu zäh. Die Einschläge der Meteoriten haben mich anfangs vollkommen gepackt. Das fand ich großartig geschildert. Gerade deswegen hatten sich meine Erwartungen an das Buch auch auf den ersten 50 Seiten sehr gesteigert, doch der Plot weist allgemein eher weniger Spannungs-, Überraschung- und Wow-Momente auf und mir kamen dadurch die restlichen 500 Seiten eher langatmig und ermüdend vor, was ich wirklich absolut schade fand.

Schuld daran war meiner Meinung nach der ständige Perspektivenwechsel. Bei zwölf Spielern war mir das zwar klar, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass deren Sichtweisen immer nur ein paar Seiten und daher auch nur Bruchteile der Geschichte umfassen. Wenn man es gerade geschafft hat, in der Geschichte anzukommen oder einen Bezug zu einem der Protagonisten aufzubauen, wird man schon wieder in ein neues Kapitel, eine neue Sichtweise katapultiert. Das machte es natürlich ungeheuer schwer, erstens der eigentlichen Geschichte zu folgen und zweitens sich wirklich auf die Charaktere – oder wenigstens einen von ihnen – einzulassen. Mir persönlich haben immer noch Sarah und Jago am besten gefallen, aber auch das wirkte auf mich eher wie vom Autor gewünscht, denn deren Kapitel waren am längsten und über die beiden Figuren hat man daher auch am meisten erfahren. Dazu kam noch die leichte, sehr gemächliche Liebesgeschichte, die für mich zumindest einen kleinen Reiz am Plot ausgemacht hat und der ich daher auch ganz gerne gefolgt bin. Über die anderen Charaktere hat man dagegen kaum etwas erfahren, weil sie viel zu sehr im Hintergrund standen. Des Weiteren haben mich andere Figuren wiederum auch einfach nur genervt, weil es ihnen viel mehr darum ging, die anderen Spieler abzuschlachten, statt Endgame zu spielen.

Gerade im Bezug darauf sollte man sich bewusst sein, dass Endgame neben einer komplizierten Geschichte, auch recht brutale Passagen aufweist. Ich persönlich liebe ja blutige und brutale Thriller, weswegen ich mit den verschiedensten Stellen spielend umgehen konnte, allerdings hatte ich das in diesem Maße auch nicht erwartet und kann mir vorstellen, dass der ein oder andere Tod eines Spielers für viele einfach ein bisschen too much war. Szenen, in denen Abschlachtung, Gewalt und Tod eine große Rolle spielen gibt es nämlich einige, auch wenn nicht immer Spieler dabei ihr Leben lassen müssen, sondern auch "Unschuldige" nicht unbeschadet herauskommen.

Mein persönliches Highlight an diesem Buch – und deswegen auch die recht humane Bewertung – war das Ende, das sehr viel Potenzial aufweist und die Geschichte spannender hat ausklingen lassen, als der Rest der Geschichte zusammengefasst. Ich bin jetzt doch recht gespannt, wie es weitergeht, so dass ich mir Band zwei und drei auch direkt zugelegt habe. Mal sehen, ob mich die Fortsetzung mehr begeistern können wird.

Ich kann nicht sagen, dass ich "Endgame: Die Auserwählten" mochte. Die Vorstellung, dass die gesamte Menschheit außer einem einzigen Geschlecht ausgelöscht werden könnte und alles von außerirdischen Wesen beobachtet wird, ist erschreckend. Zu sehen, wie Jugendliche unter 20 einander umbringen und bereit sind, alles zu tun, alles zu opfern, um das Überleben ihrer Linie zu sichern, war schockierend und grausam. In dem Buch gibt es sehr viel Gewalt und Tod, Grausamkeiten und schonungslose Wahrheiten. Deshalb kann ich nicht sagen, dass ich das Buch mochte - aber es ist gut. Es ist auf jeden Fall gut.

Der Schreibstil des Autors ist trocken und fast schon zu analytisch, konnte mich allerdings trotzdem fesseln. An dieser Stelle muss ich anmerken, dass ich die scheinbar wahllos eingestreuten Informationen und Fragmente interessant fand, obwohl ich gar nicht erst versucht habe, die im Buch enthaltenen Rätsel zu entziffern. Ich kann mir vorstellen, dass man großen Spaß daran haben und sich an dem Spiel den Kopf zerbrechen kann, allerdings kann ich auch die Leser verstehen, die sich dadurch im Lesefluss gestört fühlten. Für mich war es einfach ein interessanter Einwurf, den man bei Bedarf überblättern konnte.

Dadurch, dass die Geschichte von 12 Spielern getragen wird, gibt es viele verschiedene Perspektiven, von denen leider nicht alle das gleiche Gewicht bekommen haben. Ich fand definitiv gut, dass nicht jeder Charakter gleich sympathisch war und dass alle unterschiedlich waren; so mochte ich manche, beispielsweise Sarah, von Anfang an, während mir andere erst langsam ans Herz gewachsen sind. Einige sind mir jedoch egal - es gibt Charaktere, die mir zu sehr im Hintergrund standen und über die man kaum noch etwas weiß, was schade ist. Andererseits ist es bei dieser Anzahl an Figuren schwer, allen den gleichen Raum zu geben...

Die Handlung an sich ist gut durchdacht und obwohl sie mir zwischendurch etwas zäh vorkam, hat es sich gelohnt durchzuhalten. Dem Autor gelingt die Mischung aus brutalen Kämpfen und ruhigen Momenten die meiste Zeit gut und gerade am Ende wird es ziemlich spannend und einige Dinge, die man bisher als gegeben angenommen hat, werden komplett umgekrempelt. Nach dem letzten Kapitel bin ich sehr gespannt darauf, wie es weiter geht.

 
Von Endgame – Die Auserwählten hatte ich mir eigentlich viel mehr versprochen, als ich letztlich bekommen hatte. Die Geschichte war doch recht zäh und die Charaktere leider eher flach und farblos, jedoch fand ich die Ausarbeitung des Plots, die Gedanken, die der Autor in seine Geschichte gesteckt hat und das Ende ansprechend genug. James Frey hat es damit geschafft, dass ich die Fortsetzung auf jeden Fall doch noch lesen möchte.

"Endgame: Die Auserwählten" ist ein gutes Buch, das mir gefallen hat, doch aufgrund der kleinen Schwächen bezüglich des Schreibstils, der Charaktere und der Handlung habe ich einen halben Stern von meiner Bewertung abgezogen. Vieles ist noch verwirrend, etwas anderes erwarte ich aber auch nicht von dem Auftakt einer Reihe. Ich freue mich schon auf Band 2.

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Habt ihr das Buch schon gelesen?
Hat es euch gefallen?
Wir wünschen euch einen schönen Sonntag :)

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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt dem Oetinger Verlag.
Das Urheberrecht des Titelbilds unterliegt einzig und allein der Blogredaktion.

4 Kommentare:

  1. Hey ihr beiden :)

    Ich hab die komplette Reihe schon gelesen und fand sie an sich ganz gut. Ich fand, es ist mal was anderes.
    Die Rätsel fand ich schön, aber ich habe nicht so viel Zeit damit verbracht, es zu lösen, sondern lieber die Geschichte gelesen.

    Die Perspektivwechsel haben mich ehrlich gesagt gar nicht so gestört. Ich fand es eher interessant, wie unterschiedlich die Spieler handeln und denken. Klar, man hätte ich sich auch auf ein paar festlegen können ... aber ich fands ganz gut, dass es hier noch nicht gemacht wurde.

    Ich bin gespannt, was ihr zu den folgenden Teilen sagen werdet. Denn da kommt noch die ein oder andere Überraschung auf euch zu ;)

    LG Andrea

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    1. Hey,

      es ist auf jeden Fall mal was anderes :) Ich habe gar nicht erst versucht, das Rätsel zu lösen, aber die Idee fand ich toll.

      Ich fand auch gut, dass alle ein paar Kapitel bekommen haben, aber mich hat gestört, dass es so unausgewogen war. Einige Charaktere standen klar im Fokus und andere waren beinahe schon Fußnoten. Das war schade.

      Da das Ende hier schon einige Wendungen aufgewiesen hat, bin ich mir sicher, dass es so weitergehen wird^^ Gespannt bin ich auch sehr.

      Liebe Grüße,
      Kerstin

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  2. Hallo ihr zwei,

    ich habe den ersten Band gleich nach Erscheinen gelesen und die Reihe bisher nie weiterverfolgt. Ich müsste den ersten Teil eh vorher nochmal lesen.

    Julia, ich stimme deiner Meinung fast in jedem Punkt zu. Für mich hat es auch das Ende mega rausgerissen. Davor bin ich auch nicht immer so mitgekommen und was vermutlich am schlimmsten war: Dieses Dreieck. Ich HASSE Dreiecksgeschichten wie die Pest.

    Nächstest Jahr soll es aber meinen Reihen an den Kragen gehen und da möchte ich die Trilogie unbedingt beenden.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Hallo Julia,

      Dreiecke finde ich persönlich ja nicht so schlimm, aber der Rest war halt einfach ein bisschen wenig. Ich habe mir Band 2 und 3 auch bestellt, mal sehen, wann die Reihe weiterlesen werde. Jetzt bald würde ja Sinn machen, bevor ich alles wieder vergesse :D

      Dir auf jeden Fall viel Spaß mit der Fortsetzung! :)

      Liebste Grüße
      Julia

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