Samstag, 9. Dezember 2017

Rezension | "Sleeping Beauties" von Stephen & Owen King

Random House Audio | Hörbuch | 27h 41 | 13. November 2017 | 978-3837139822


Die Welt sieht sich einem faszinierenden Phänomen gegenüber. Sobald Frauen einschlafen, umhüllt sie am ganzen Körper ein spinnwebartiger Kokon. Wenn man sie weckt oder das unheimliche Gewebe entfernen will, werden sie zu barbarischen Bestien. Sind sie im Schlaf etwa an einem schöneren Ort? Die zurückgebliebenen Männer überlassen sich zunehmend ihren primitiven Instinkten. Eine Frau allerdings, die mysteriöse Evie, scheint gegenüber der Pandemie immun zu sein. Ist sie eine genetische Anomalie, die sich zu Versuchszwecken eignet? Oder ist sie ein Dämon, den man vernichten muss? Schauplatz und Brennpunkt ist ein kleines Städtchen in den Appalachen, wo ein Frauengefängnis den größten Arbeitgeber stellt.

 
Zugegebenermaßen habe ich bisher noch nicht viele Stephen King Bücher gelesen (natürlich "Der Friedhof der Kuscheltiere" und die Kurzgeschichte "Omi"), doch der Ideenreichtum und die Kreativität, die der Autor jedes Mal nach außen kommuniziert und in seine Klappentexte packt, finde ich immer wieder interessant und faszinierend. Genau aus diesem Grund habe ich auch Sleeping Beauties lesen wollen. Der Inhalt klang ziemlich interessant und ich hatte wirklich Lust auf ein großartiges, spannendes und gruseliges Werk. Leider ist Sleeping Beauties vollkommen an mir vorbeigerauscht, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Schon im Vorfeld, nur durch das Lesen des Klappentextes, hatte ich tausend Fragen in meinem Kopf: Wieso schlafen die Frauen ein? Wieso nur die Frauen? Wieso ist Evie immun? Sind die Frauen in ihren Kokons tot? Gibt es Möglichkeiten, sie wieder in die Realität zurückzuholen? Und wenn ja, wie? Ich glaube, es gibt kein Buch, über das ich mir im Vorfeld schon solche Gedanken gemacht habe. Definitiv 1:0 für Stephen und Owen King, die es geschafft haben, mich mit ihrer Idee abzuholen und mich dazu angeregt haben, meine Fantasie ein bisschen anzukurbeln und über eine Geschichte nachzudenken, die ich noch nicht mal gelesen habe.

Was ich dann aber letztlich als Buch bzw. als Hörbuch in den Händen hielt – nämlich die eigentliche Umsetzung des Autoren-Duos –, kam bei mir leider nur sehr oberflächlich an. Das erste Drittel des Buches bin ich vollkommen mit der Geschichte aufgegangen. Die vielen Namen, verschiedenen Handlungsstränge und die Beziehungen untereinander waren zwar, gerade im Hörbuch, für mich eine große Herausforderung, aber ich liebe Geschichten, die ein bisschen komplizierter miteinander verwoben sind und in denen erst im Laufe des Plots der genaue Zusammenhang klar wird. Trotzdem: Es waren sehr viele Namen, viele kleine Geschichten und ich musste mich sehr konzentrieren und mir die Namen genau einprägen, damit ich nichts verwechsele und damit ich alles auseinanderhalten konnte. Der Plot an sich kommt erst langsam in Fahrt, aber darüber war ich froh, denn so konnte ich mich auf die Charaktere konzentrieren.

Trotzdem hat mich das Buch nach dem ersten Drittel einfach nicht mehr mitgenommen, weil ich durchweg das Gefühl hatte, alles dreht sich nur im Kreis. Evie wird als einzige analysiert, weigert sich aber, den Frauen zu helfen. Nacheinander schlafen die Frauen ein und verwandeln sich in mottenartige Wesen. Manche werden geweckt und gehen auf ihre Lieben und ihre Angehörigen los – egal ob Kind, Säugling, Mann oder andere Familienmitglieder. Das Chaos bricht aus. Aber mehr ... kam da einfach nicht mehr. Mir hat da einfach irgendetwas gefehlt. Letztlich ist die eigentliche Geschichte auch gar nicht so kompliziert, wie es 960 Seiten vermuten lassen, weswegen die Ausführung teilweise sehr langatmig und zäh wirkte. Nebenhandlungen wurden aufgebauscht, die für den eigentlichen Plot überhaupt keine Rolle spielen, was diese Langatmigkeit nur noch verstärkte. Ab der Hälfte des Buches plätschert die Geschichte einfach nur noch so vor sich hin, so dass ich sogar kurz davor war, das Buch abzubrechen. Trotzdem wollte ich natürlich wissen, wie alles ausgeht, ob ein Weg für die Frauen gefunden wurde und ob sich alles wieder der Normalität zuwenden wird. Der Schluss war dann leider auch kein absolutes Meisterwerk; für mich persönlich zu vorhersehbar und zu wenig spektakulär, auch wenn alles logisch zu Ende gebracht wurden und einige Fragen offen bleiben, die den Leser zum Nachdenken anregen.

Gefallen haben mir allerdings die Charaktere, die sehr tiefgründig ausgearbeitet sind und durch die Schilderungen der verschiedenen Figuren-Hintergründe und Nebengeschichten auch sehr authentisch wirkten. Gerade Lilas und Clints Geschichte fand ich sehr interessant. Natürlich merkt man, dass diese auch zwei Charaktere sind, auf die besonderen Wert gelegt wurde und die die Hauptgeschichte antreiben, aber auch die Nebenfiguren tragen ihren Anteil zur Geschichte bei. Vor allem Frank Geary, den ich zwar überhaupt nicht leiden konnte, hatte es mir angetan, weil er so perfekt in die Geschichte integriert wurde, die Geschehnisse in seinem eigenen Maße für sich selbst ausnutzt und man doch viel über seinen Hintergrund erfährt. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass man mehr auf Evie und ihre Geschichte eingeht, dass man mehr über sie und die "Krankheit" erfährt. Ich finde, Stephen und Owen King haben dabei einfach ihren Fokus verloren und hätten die Geschichte, gerade mit Blick auf Evie und ihr sonderbares Verhalten, viel spannender ausgestalten können.

David Nathan, Sprecher des Hörbuchs, ist mir sehr wohl bekannt als Synchronsprecher von Nathan Fillion (beispielsweise in der TV-Serie "Castle"), was überhaupt erst ein Grund war, dass ich mich für das Hörbuch entschieden habe. Mir hat es sehr gut gefallen, wie er Sleeping Beauties erzählt, auch wenn ich der Meinung bin, dass die gekürzte Fassung als Hörbuch eine bessere Alternative gewesen wäre. Denn 27 Stunden waren gerade bei diesem Buch wirklich sehr sehr lang.
 
Sleeping Beauties ist leider nicht das, was ich nach dem Lesen von "Der Friedhof der Kuscheltiere" von Stephen King erwartet hätte. Zwar haben mir die Charaktere (und deren Entwicklung) gut gefallen, jedoch hat mich die Geschichte einfach nicht packen können – eher im Gegenteil: stellenweise habe ich mich geradezu gequält. Die Erzählung verliert sich meiner Meinung nach in Langatmigkeit und hätte mich viel mehr fesseln und ansprechen können, wenn der Fokus mehr auf Evie gelegen hätte. Trotz dieser Kritik erhält das Buch – aufgrund der guten Buchidee, des Schreibstils und der Figuren – von mir eine Wertung von sehr sehr wackligen 3 Sternen.


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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Habt ihr Sleeping Beauties schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch einen schönen Tag!

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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt der Verlagsgruppe Random House.
Das Urheberrecht des Titelbilds unterliegt einzig und allein der Blogredaktion.

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