Dienstag, 2. Februar 2016

Rezension | "Venezianisches Finale" von Donna Leon

Diogenes Verlag | Taschenbuch | 352 Seiten | 28. April 1995 | 978-3257227802
Originaltitel: Death at La Fenice (1992)
Inhalt (Amazon.de)
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Skandal in Venedigs Opernhaus ›La Fenice‹: In der Pause vor dem letzten Akt der ›Traviata‹ wird der deutsche Stardirigent Helmut Wellauer tot aufgefunden. In seiner Garderobe riecht es nach Bittermandel – Zyankali. Ein großer Verlust für die Musikwelt und ein heikler Fall für Commissario Guido Brunetti. Und es scheint, als ob einige Leute allen Grund gehabt hätten, den Maestro unter die Erde zu bringen.

Die Autorin (Amazon.de)
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Auf Donna Leon können sich die Leser verlassen: Jedes Jahr beschert sie ihnen einen neuen Brunetti-Krimi. Der Commissario ermittelt in sämtlichen Gassen und allen Bevölkerungsschichten Venedigs. Er kämpft gegen den Filz in den Behörden, korrupte Beamte und Verbrecher. Die Autorin lässt ihn bei seiner Familie und gutem Essen immer wieder Kraft tanken. Leon wurde 1942 in New Jersey geboren. Sie verließ Amerika 1965, studierte in Italien und reiste anschließend als Reiseleiterin, Werbetexterin und Lehrerin durch die halbe Welt. Seit 1981 ist Venedig ihr fester Wohnsitz. Seit dem ersten Brunetti-Buch "Venezianisches Finale" entsteht hier jedes Jahr ein neuer Roman.

Meinung
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Mir hat "Venezianisches Finale" sehr gut gefallen.

Ja, es ist ein eher ruhiger Krimi. Es gibt keine spektakulären Verfolgungsjagden, Schusswechsel oder ähnliches, auch einen wirklichen Spannungsbogen hat das Buch nicht. Dennoch habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt; es hat mich sehr interessiert, was Brunetti nach und nach über das Mordopfer und sein Umfeld in Erfahrung bringen konnte, und ich war auch neugierig darauf, wer den Dirigenten im Endeffekt umgebracht hat.

Die verschiedenen Personen und Persönlichkeiten mit ihren ganz eigenen Geschichten und ihrem Ballast hat Donna Leon meiner Meinung nach sehr gut dargestellt. Viele Figuren sind vielschichtiger als man beim ersten Auftauchen glauben würde und liefern nicht nur neue, aufschlussreiche Fakten über das Opfer, sondern haben teilweise auch selbst bewegte Hintergrundgeschichten.
Der Protagonist selbst, Brunetti, ist sehr sympathisch und liebenswert. Die Einblicke in sein Privatleben sind gut mit der Krimihandlung verknüpft, zudem scheint er ein guter Ermittler zu sein. Auf jeden Fall begleitet man ihn als Leser sehr gerne durch Venedig.

Überhaupt, Venedig - die Autorin schafft es, die vielen Eigenarten, die diese Stadt hat, so liebevoll in die Geschichte zu verpacken, dass man stellenweise das Gefühl hat, selbst in der Stadt zu sein und durch die Straßen zu spazieren beziehungsweise mit Booten über die Flüsse zu fahren.
Auch sonst versteht Donna Leon sich auf Beschreibungen, man kann sich sowohl die Orte, an denen die Hauptpersonen sich befinden, vorstellen als auch das Gefühlsleben der Figuren nachvollziehen. Und Leons Schilderung von der Oper La Traviata, die das Opfer noch vor seinem Tod komponierte, hat in mir durchaus die Lust geweckt, die Oper selbst einmal zu sehen.
Die italienischen Worte, die in die Dialoge eingestreut sind, haben mich nicht gestört. Für mich bekam die Geschichte dadurch noch mehr Authenzität und bei den meisten Begriffen war mir die Bedeutung auch sofort klar - und wenn nicht, wurde mein Verständnis der Handlung durch diese kleinen Einwürfe auch nicht beeinflusst.

Die Auflösung des Falles kam für mich irgendwie nicht sonderlich überraschend, obwohl sie doch eher ungewöhnlich ist. Insgesamt ist sie aber in sich stimmig und so, wie Donna Leon den Tathergang schildert, ist er in sich stimmig und glaubwürdig.
Mich hat das Ende zudem sehr nachdenklich gemacht, weil ich mich gefragt habe, wie ich wohl an Brunettis Stelle gehandelt hätte...

Fazit
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"Venezianisches Finale" ist in meinen Augen ein sehr guter Reihenauftakt. Der Krimi ist zwar ruhig, aber dennoch interessant und die Verknüpfung mit der Welt der Oper ist sehr gut gelungen.
★★★★ 4 (4,5)/5 Sterne

Reihenfolge der "Guido Brunetti"-Reihe
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Venezianisches Finale / Death at La Fenice (1)
Endstation Venedig / Death in a Strange Country (2)
Venezianische Scharade / Dressed for Death (3)
Vendetta / Death and Judgment (4)
Aqua alta / Death in High Water (5)
Sanft entschlafen / Quietly in Their Sleep (6)
Nobilita / A Noble Radiance (7)
In Sachen Signora Brunetti / Fatal Remedies (8)
Feinde Freunde / Friends in High Places (9)
Das Gesetz der Lagune / A Sea of Troubles (10)
Die dunkle Stunde der Serenissima / Wilful Behaviour (11)
Verschwiegene Kanäle / Uniform Justice (12)
Beweise, dass es böse ist / Doctored Evidence (13)
Blutige Steine / Blood from a Stone (14)
Wie durch ein dunkles Glas / Through a Glass, Darkly (15)
Lasset die Kinder zu mir kommen / Suffer the Little Children (16)
Das Mädchen seiner Träume / The Girl of His Dreams (17)
Schöner Schein / About Face (18)
Auf Treu und Glauben / A Question of Belief (19)
Reiches Erbe / Drawing Conclusions (20)
Tierische Profite / Beastly Things (21)
Das goldene Ei / The Golden Egg (22)
Tod zwischen den Zeilen / By Its Cover (23)
Endlich mein / Falling in Love (24)
Ewige Jugend / The Waters of Eternal Youth (25)

WERBUNG
Folgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:
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Leseprobe
deutsche Homepage der Autorin
englische Homepage der Autorin
Seite zur Verfilmung
Film (Beschreibung enthält Spoiler zur Handlung)

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Diese Rezension wurde ursprünglich am 12. Oktober 2013 hier veröffentlicht.
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Das Urheberrecht der Inhaltsangabe und des Covers unterliegt dem Verlag.

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