Mittwoch, 11. Mai 2016

Rezension | "Tag Vier" von Sarah Lotz


Goldmann | Broschiert | 448 Seiten | 18. April 2016 | 978-3442314171


"Wie gelähmt musste er über sich ergehen lassen, dass eisiger Atem seine Wangen kitzelte und kalte Finger langsam an seinem Oberschenkel hinaufkrabbelten." // Seite 131



Am vierten Tag einer Kreuzfahrt durch den Golf von Mexiko hält das betagte Schiff „Beautiful Dreamer” plötzlich und unerwartet an. Die Maschinen lassen sich nicht wieder starten, es gibt keinen Strom, keinen Funkempfang, und weder Passagiere noch Crew-Mitglieder können Rettung anfordern. Als die Situation sich verschlimmert und das Essen sich dem Ende neigt, beginnt die Besatzung unruhig zu werden. Und dann wird noch die Leiche einer jungen Frau in ihrer Kabine entdeckt, Panik bricht aus. An Bord hält sich ein Mörder auf – aber das ist noch nicht alles: Merkwürdige Dinge geschehen, und bald wünschten alle, es wäre nur ein Mörder, der unter ihnen ist.


Nachdem ich Passagier 23 von Sebastian Fitzek vor einiger Zeit verschlungen habe und danach festgestellt habe, dass ich niemals in meinem Leben ein Kreuzfahrtschiff betreten werde, hat mich Sarah Lotz' Werk Tag Vier darin nur noch mehr bestärkt (nachdem ich nach ihrem vorherigen Buch "Die Drei" ja auch schon Flugzeuge meiden werde :D).

Der Einstieg in den Thriller ist mir sehr leicht gefallen, ebenso das Kennenlernen der verschiedenen Charaktere und deren Geschichten. Der Plot wird aus verschiedenen Sichtweisen der Kreuzfahrt-Besucher erzählt, daher lernt man auch die Figuren und deren (vorheriges) Leben besser kennen. Die Vielfalt an Charakteren hat der Geschichte einen besonderen Touch gegeben und die Geschehnisse an Bord der mysteriösen Schiffes Beautiful Dreamer gruseliger und gespenstiger wirken lassen. Vor allem, da jeder etwas anderes gesehen, eine verrücktere Theorie oder irgendwas verrücktes gemacht hat. Mitleid hatte ich anfangs vor allem mit der Crew (später nicht mehr :D), weil sie genauso überfordert und nichtsahnend waren wie die meisten Urlauber. Einen richtigen Protagonisten gibt es nicht, da die Handlung pro Kapitel aus einer anderen Sichtweise erzählt wird. Das macht es zwar schwierig, sich mit einer Person zu identifizieren und sich einlassen, bringt die ganze Dramatik meiner Meinung nach dafür aber umso besser herüber.

Während ich mit jeder Seite mitgefiebert habe, hat mich das Ende ein wenig sprachlos zurückgelassen. Es entsteht pure Verwirrung, ob beabsichtigt oder nicht, kann ich nicht mal sagen. Vieles wird offen gelassen, es bleiben so viele Fragen und Handlungen unbeantwortet und unerklärt. Meistens mag ich solche Enden, weil man sich seinen eigenen Schluss ausdenken kann, aber dafür hat die Verwirrung einfach überwogen.

Besonders gut gefallen haben mir die Andeutungen über Sarah Lotz Werk "Die Drei". Auch wenn ich mit Sicherheit sagen kann, dass diejenigen, die den Thriller nicht gelesen haben, nicht viel in Tag Vier verpassen. Andeutungen über die Familie Small, die bei einem Flugzeugabsturz in "Die Drei" ums Leben kam (oder auch nicht?), könnten eventuell nicht verstanden werden, da es aber keinen Bezug zur wirklichen Story hat, ist das nicht weiter schlimm oder tragisch. Ich persönlich mag das sehr, wenn zu vorherigen Geschichten wieder Bezug genommen wird.

Sarah Lotz' Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Sie hat mir wunderbare, realitätsnahe und klare Bilder in den Kopf gezaubert; an manchen Stellen nicht unbedingt erwünscht (kotzende Passagiere, überlaufende Toiletten). Sie erzeugt unglaubliche Spannung, von der ersten bis zur letzten Seite. Auch ihre Art, Interviewbelege, Zeitungsartikel oder Internetseiten zur besseren Erklärung einfließen zu lassen, hat mich sowohl bei "Die Drei", als auch bei Tag Vier wieder überzeugen können.

Ebenso gut wie ihr Schreibstil hat mir auch das Cover gefallen. Die düstere und unheimliche Stimmung des Thrillers wird bei der Gestaltung aufgenommen und auf den Betrachter bzw. Leser übertragen.

Ähnlich wie "Die Drei" konnte mich auch Tag Vier mit Schreibstil, Charakteren und der Hauptgeschichte überzeugen. Ein bisschen enttäuscht war ich zwar vom Ende, der Aufbau durch Interviews und Zeitungsartikel fand ich dagegen jedoch eine herausragend gute Lösung für einen Rundum-Blick. Das Buch kann ich nur empfehlen.


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Habt ihr Tag Vier schon gelesen?
Oder steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!

4 Kommentare:

  1. Hey Julia,

    vielen Dank für diese Buchvorstellung! Das Buch (und der Vorgänger) klingt super spannend und wäre sicherlich auch etwas für mich. Aber deine Beschreibungen des Endes machen mich doch ein wenig skeptisch... aber wahscheinlich kann ich mir erst ein Urteil bilden, wenn ich es selbst gelesen habe :)

    Viele liebe Grüße
    Jacy

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    1. Hallo Jacy,
      Ich kann dir die Bücher auf jeden Fall beide empfehlen! Mir haben beide super gut gefallen.
      Ich finde bei Thrillern ist es oft so, dass man am Ende nicht mehr durchblickt und alles ein wenig psycho ist :D
      Zumindest geht es mir so.
      Wenn du sie lesen solltest, kannst du dich ja mal wieder melden, wie sie dir gefallen haben.
      Viel Spaß und liebe Grüße.
      Julia

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  2. Hallo Julia,

    das Buch liegt bereits auf meiner Leseliste und bald werde ich damit beginnen. Nachdem ich "Die Drei" schon besonders fand, musste ich die "Fortsetzung" unbedingt haben. :) Ich bin sehr gespannt, wie Frau Lotz die Geschichte um das Kreuzfahrtschiff erdacht hat und welche von ihren bekannten Erzählelementen sie wieder verwendet. :) Ihr Stil ist ja schon einzigartig.

    Liebe Grüße
    Steffi

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    1. Hallo Steffi,

      ihren Stil finde ich auch wahnsinnig toll und warte gespannt auf weitere Bücher von ihr.
      Ich musste "Tag Vier" auch direkt lesen, nachdem ich "Die Drei" beendet hatte.
      Ich wünsche dir ganz viel Lesespaß mit dem Buch und hoffe, es wird dir genauso gefallen wie mir :)

      Liebste Grüße
      Julia

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