Samstag, 26. Mai 2018

Rezension | "Grau" von Nadia Raia

Selfpublishing | eBook | 599 Seiten | 2018 | B07CJK9YBW | Selestria (#1)

"Ich will nur sagen, die Guten haben oft keine guten Absichten und die Bösen sind nie durch und durch böse. Die Welt ist nicht schwarz-weiß, das war sie nie und wird sie nie sein." // bei 94 Prozent

Reihenfolge der »Selestria«-Reihe:

Grau (1)
... (2)
... (3)

"Die Welt ist nicht schwarz und weiß, Sá. Sondern grau."
Die Freunde Dimo und Mara führen ein normales Leben, bis eines Tages der gleichaltrige Sámir auftaucht und sie wortwörtlich in eine magische Welt entführt. Dort angekommen werden sie konfrontiert mit dem Übernatürlichen, ihren echten Wurzeln und den gesellschaftlichen und politischen Problemen, die man krampfhaft versucht, von ihnen fernzuhalten. Was steckt wirklich hinter der Organisation, die für den König arbeitet, und inwiefern ist der Junge, der sie in all das verwickelt hat, dafür verantwortlich? Die Drei stellen fest, dass die Grenze zwischen Gut und Böse verwischt, wenn man nur lange genug hinsieht.

 
Grau ist der erste der Teil der sogenannten "Selestria"-Trilogie und ist aus vielen Aspekten ein Buch, das mir besonders am Herzen liegt. Ich kenne die Autorin seit ein paar Jahren persönlich und ich bin froh, dass sie (nach einem langen Weg) ihr erstes Werk nun veröffentlicht hat. Auch wenn ich die Autorin kenne, möchte ich trotzdem darauf hinweisen, dass meine folgenden Ausführungen rein subjektiv sind und mir keine Vorgaben zur Erstellung einer Rezension gegeben wurden. Meine Bewertung besteht aus meiner ganz persönlichen Meinung zu diesem Buch (und Gott sei Dank hat mir das Buch gefallen! ;))

Für mich persönlich ist Grau ein wunderbarer Auftaktband, der viele Facetten und Handlungsstränge aufgreift, die mir gefallen haben. Ich tue mich immer ein bisschen schwer mit Fantasy-Geschichten (nach all den Jahren, in denen ich nur Liebesromane und Thriller gelesen habe), weswegen ich mich vor allem über den Einstieg aus dem „normalen“ Leben gefreut habe. Mir macht es das leichter, in unbekannte Welten abzutauchen, wenn ich mich an etwas „festhalten“ kann, das ich kenne. Normales Leben, Schule, Probleme von Teenagern. Wer kennt das nicht? So startet auch Grau und das hat mir super gefallen – auch wenn man schon am Anfang merkt, dass da seltsame Dinge vor sich gehen, eine unentdeckte Welt auf den Leser wartet und die Protagonisten noch einiges durchleben müssen.

Im Allgemeinen ist das Buch ausgesprochen abwechslungsreich gestaltet und steckt voller Geheimnisse, die nur nach und nach aufgedeckt werden. Welche Kräfte besitzen Mara und Dimo eigentlich? Wieso verhält sich Sámir immer so abweisend? Was hat es mit der Königsfamilie auf sich? Und welche Strukturen herrschen in Walis bzw. Selestria? Und was genau wollen die Rebellen, was will der Nachtdienst? Fragen über Fragen, die mir beim Lesen in den Sinn kamen und die auch nach und nach beantwortet wurden. Der Plot ist stellenweise sehr mysteriös aufgebaut, was die Spannung die meiste Zeit weit oben hält. Es gibt immer wieder kleine Andeutungen, lose Fäden, die mich als Leser angestachelt haben, mehr herausfinden zu wollen. Einen kleinen Hänger hatte ich persönlich im zweiten Drittel des Buches. Ich hatte da kurz das Gefühl, die Autorin verliert den roten Faden aus den Augen und konzentriert sich zu stark auf die Figuren. Das klingt vielleicht nicht unbedingt schlecht, aber für mich hat sich da eine kleine langatmige Stelle aufgetan. Dazu muss ich sagen, dass ich einfach kein Fan von langen Büchern (über 500 Seiten) bin. 600 Seiten sind für mich schon ein starkes Stück. Trotzdem hat mich die Geschichte nicht verloren, weil der folgende Spannungsbogen, die dynamischen Ereignisse und ein großer Schockmoment mich spielend wieder eingefangen konnten.

Ich bin ein absoluter Fan davon, fremde Welten zu entdecken und die Kreativität des Autors dabei zu erforschen. Meiner Meinung nach hätte die Autorin ein bisschen mehr auf das World-Building eingehen können. Viele Dinge konnte ich mir sehr gut vorstellen, andere dagegen waren mir ein bisschen zu blass und zu oberflächlich. Gerade das Schloss und das Jugendreservat, zwei große Handlungsorte in der Geschichte, bieten eine perfekte Grundlage, um sich als Autor auszudrücken, sich auszutoben und diese mit Details zu füllen. Ich persönlich liebe einfach ein starkes Setting, umfassende Beschreibungen und eine einnehmende Welt, die ich als Leser genauso gerne entdecken möchte, wie die Protagonisten selbst.

Nun zu den Protagonisten. Denn Grau hat einige davon zu bieten: Dimo und Mara, die von der normalen in die magische Welt überführt werden, Sámir und Runa, die diesen Auftrag übernommen haben und die beiden Neulinge begleiten, die Königsfamilie mit König Chronos, Tyrael, Náel, Medea sowie Taylan und noch einige andere, die ebenfalls im Jugendreservat leben. Dimo, Mara und Sámir stehen in der Geschichte allerdings im Vordergrund und es gibt nichts, worüber ich mich bei den drei Hauptfiguren beschweren könnte. Sie sind alle sehr unterschiedlich ausgearbeitet und haben auf mich einen vielschichtigen Eindruck gemacht. Mara ist impulsiv, zu vertrauenswürdig und manchmal etwas zu direkt, aber auch durchsetzungsstark, schlau und loyal. Dimo ist zurückhaltend, harmoniebedürftig sowie clever und steht immer für diejenigen ein, die er gerne hat. Und Sámir … ist ein ganz eigenwilliger Charakter, der zwar oft abweisend, befremdlich und forsch wirkt, aber doch einen großen Anteil daran hat, die Geschichte faszinierend und interessant zu gestalten. Alle drei haben ihre Stärken und Schwächen und mir hat gut gefallen, sie dabei zu beobachten, diese herauszufinden und sich somit im Verlauf der Handlung weiterzuentwickeln.

Auch die Nebencharaktere sollten nicht außen vor gelassen werden. Nicht alle sind nett, nicht alle mochte ich, aber es liegt eben auch in der Natur der Sache, dass es Antagonisten in einer Geschichte gibt, auf die ich als Leser meine ganze Wut und meinen Hass projizieren kann. Náel und Tyrael stehen da ehrlich gesagt an erster Stelle. In anderen Figuren stehe ich dagegen noch viel Potenzial, weil ich sie nach Beenden des Buches noch nicht ganz einschätzen konnte. Beispielsweise sehe ich in Nijel, ein Freund von Sámir, noch viele Möglichkeiten und ich hoffe, dass ich in den nächsten Bänden einen genaueren Einblick über ihn bekommen werde.

Nadia Raias Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Ich habe Grau vorher weder testgelesen, noch reingeschnuppert, weswegen ich das Gesamtwerk als solches erst gelesen habe, als es auf Amazon verfügbar war. Bei einem Erstlingswerk ist es logischerweise immer schwer zu beurteilen, ob der Autor/die Autorin noch mehr draufhat und wie sie sich entwickelt hat. Aber mir hat die Art und Weise, wie sie schreibt, bisher gut gefallen. Mich konnten die Charaktere einfangen und die Spannung im Plot war durchaus spürbar. Ich persönlich würde mir mehr kreativen Einsatz beim World-Building wünschen, aber im Großen und Ganzen gibt es nichts zu meckern.
Wie bereits erwähnt ist Grau ein wunderbarer Auftaktband, der mich nicht enttäuscht hat und bei dem ich auch nicht viel Kritik üben kann. Hier und da habe ich ein paar kleine, subjektiv empfundene, Schwächen gesehen, aber das Buch bietet einen spannenden Plot und vielschichtige Charaktere, deren Schicksal mich berührt hat und mich einnehmen konnte. Das Ende hat mir gefallen und macht Lust auf die Fortsetzung. Darauf bin ich außerordentlich gespannt!


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Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar.
Habt ihr Grau schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch einen schönen Tag!

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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt der Autorin.
Das Urheberrecht des Titelbilds unterliegt einzig und allein der Blogredaktion.

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