Samstag, 25. August 2018

Rezension | "Liebe ist so scheißkompliziert" von Sabine Schoder

Fischer Verlag | Broschiert | 400 Seiten | 22. August 2018 | 978-3733504069

"Ich habe das nicht getan, um dich zu verletzen. Ich wollte nur ... nur normal sein." // Seite 188
Auf einer Party stürzt Nele mit Jerome ab, der alles verkörpert, wonach sie sich immer gesehnt hat. Als sie sich zum ersten Mal küssen, hat Nele hunderttausend Schmetterlinge im Bauch. Doch am nächsten Tag kursiert ein Video von ihr im Netz, auf dem sie eindeutig zu wenig anhat. Eigentlich kann nur Jerome dieses Video gemacht haben. Aber Nele ahnt, dass die Wahrheit viel komplizierter ist ...

 

Sabine Schoders erste beiden Jugendbücher und deren Hype in der Leser- und Bloggerwelt haben mich erst auf die Autorin gebracht. Zugegebenermaßen habe ich weder "Liebe ist was für Idioten. Wie mich" (wartet noch auf meinem SuB) gelesen, noch den Nachfolgeband. Trotzdem habe ich natürlich mitbekommen, wie alle um mich herum diese Bücher lieben und loben, weswegen ich mich gleich auf ihre Neuerscheinung Liebe ist so scheißkompliziert gestürzt habe. Schließlich möchte ja mitreden können ;)

Liebe ist so scheißkompliziert ist definitiv ein tolles und gutgeschriebenes Buch, aber auch ein wichtiges. Denn die Geschichte behandelt verschiedene Thematiken, mit denen es äußerst sensibel umzugehen gilt und die man definitiv nicht als "Teenager-Probleme" abschreiben kann und darf. Mich hat das ehrlich gesagt auch ziemlich überrascht, denn bei Liebe ist so scheißkompliziert hatte ich eher mit etwas anderem gerechnet. Vielleicht eher so eine Teenager-Junge-Liebe-Erstes-Mal-Geschichte mit einem pikanten Video im Netz als Drama-Höhepunkt. Aber ganz so einfach ist das nicht – weder die Grundgeschichte, noch die Handlungen darin. Denn was nach außen wie ein schönes, leichtes Jugendbuch wirkt, birgt innendrin einige der vielen Probleme, vor denen sich Eltern fürchten, wenn sie Kinder bekommen und eben diese Kinder langsam, aber sicher erwachsen werden.

Mir hat es sehr gut gefallen, wie Sabine Schoder an die Thematiken und an Neles Geschichte herangeht. Man merkt dem Buch definitiv an, was wichtig ist und was damit ausgesagt werden soll, aber trotzdem bietet es keinen schweren Plot, durch den man sich durchkämpfen muss. Denn die Autorin erzählt mit viel Humor und Feingefühl. Sowohl was Jeromes Vergangenheit und seine Gegenwart betrifft, als auch, wenn es um Nele und ihr ganz persönliches Drama geht. Denn während der Plot sich um Mobbing und Verzweiflung, um Eifersucht und familiäre Probleme, um Selbstzweifel und Gehässigkeit anderer dreht, kommt auch die Liebesdrama-Teenager-Liebe-Geschichte definitiv nicht zu kurz. Letztlich wird nämlich auch die Beziehung zwischen Jerome und Nele gefühlvoll und realistisch beschrieben und hat mich berühren können. Zusätzlich gibt es noch klitzekleine "Pretty-Little-Liars"-Momente, die zwischendurch die Spannung erhöht haben und mich haben rätseln lassen, wer für die seltsame Geschehnisse in der Schule verantwortlich ist. Am Ende schafft es die Autorin, alle offenen Handlungsstränge, die anfangs noch unzusammenhängend erscheinen, zusammenzuführen und diese logisch in die Hauptgeschichte zu integrieren.

Am besten gefallen hat mir allerdings Nele als Hauptcharakter. Sie war mir von Anfang an sympathisch. Daran haben auch ihre Selbstzweifel nichts geändert. Sie ist definitiv toll und authentisch geschrieben und hat sich genauso verhalten, wie ich es von einer 17-Jährigen erwarten würde. Ich konnte sie in vielerlei Hinsicht sehr gut verstehen, weswegen es mir leichtfiel, mit ihr mitzuleiden und ihre Zweifel, ihren Kummer und ihre Überforderung zu verstehen. Trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen, stellt sich immer wieder ihren Problemen und schafft es dennoch, sich auch noch für andere einzusetzen. Jerome ist dagegen ganz anders und ich habe auch erst nach und nach begriffen, wieso. Sein Verhalten ist manchmal gar nicht so leicht nachzuvollziehen, aber seine Geschichte ist traurig und bewegend und hat für einen Moment mein Herz gebrochen. Es freut mich, dass er in Nele jemanden gefunden hat, dem er vertrauen kann und den er liebt. So einen Menschen braucht er in seinem Leben – für seine Entwicklung und für sich selbst.

Nicht ganz so gut gefallen, hat mir das Ende. Die Geschichte ist durchgehend gut erzählt (am Anfang vielleicht ein bisschen zu langsam und gemächlich, aber der Erzählstil hat sich gesteigert!), realistisch und wirkte authentisch. Die letzten 50 Seiten sind dabei auch tiefgründig erzählt und haben mich bei dem Brief doch ein paar Tränen gekostet. Alles, was danach kam, war mir aber zu viel und gleichzeitig zu wenig. Zu wenig deshalb, weil ich nicht den Eindruck hatte, als würde Liebe ist so scheißkompliziert weitergeführt werden und dafür sind mir zu viele Fragen offengeblieben. Wie ist das Verhältnis zwischen den beiden Schwestern? Was ist mit Jeromes Mutter passiert? Haben Neles Eltern von dem Video erfahren? Zu viel deshalb, weil mir die Szene am Ende doch zu übertrieben und überspitzt war. Diesen letzten Drama-Moment fand ich dann doch ein bisschen zu viel des Guten und hätte ich nicht gebraucht. Trotzdem ist das Buch auf jeden Fall lesenswert und bietet unter anderem aufgrund einiger überraschender Wendungen eine tolle Unterhaltung.

Die Autorin Sabine Schoder hat mit dem Titel zu ihrem neuen Buch Liebe ist so scheißkompliziert den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie beschreibt darin eine tolle, berührende Liebesgeschichte zwischen zwei Figuren, die sowohl von ihrem Charakter, ihrem Umfeld und ihrer Vergangenheit ausgesprochen unterschiedlich sind. Aber dieses Buch ist viel mehr als nur ein Liebesroman und verpackt wichtige und sensible Thematiken mit Unterhaltungswert und Tiefgründigkeit. Auch wenn nicht alles perfekt war, hat mich das Buch überzeugen können.


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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Habt ihr Liebe ist so scheißkompliziert schon gelesen?
Steht es auf eurer Wunschliste?
Ich wünsche euch einen schönen Tag!

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Das Urheberrecht des Klappentextes unterliegt dem Fischer Verlag.
Das Urheberrecht des Titelbilds unterliegt einzig und allein der Blogredaktion.

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