Montag, 5. November 2018

Rezension | "Dolores: Närrin von Kastilien" von Noëlla Elpers

Rowohlt | Hardcover | 288 Seiten | 1. Oktober 2009 | 978-3499215155
Originaltitel: Dolores

"Ich bin wie eine Puppe, dachte sie wieder. Eine Puppe, die den Besitzer wechselt." // Seite 91
 
(Verlagsseite)

"Mein Vater hatte recht: Ich war eine Missgeburt. Gott hatte mich aus einem Rest Lehm geknetet, zu wenig, um einen normalen Menschen daraus zu machen. Der Lehm war von schlechter Qualität. Er enthielt Sand. Ich wurde in Gottes Ofen gebacken und kam als missratenes Stück heraus."

Welchen Nutzen kann ein vorlautes, zwergwüchsiges Mädchen im Spanien des 15. Jahrhunderts haben? Für einen Pächter ist Dolores nichts weiter als ein unnützer Esser – und so wird sie von ihrem eigenen Vater an König Ferdinand und Königin Isabella als Hofnärrin verkauft. An ihrem Hof soll Dolores die schwermütige Tochter Johanna unterhalten, die unter dem strengen Regiment ihrer fanatisch religiösen Mutter leidet. Doch Dolores erkennt bald: Als Hofnärrin wird sie niemals erwachsen sein dürfen.

(Verlagsseite)

Noëlla Elpers, geboren 1959 in Belgien, stammt aus einer Familie von Geschichtenerzählern. Sie hat mehrere Jugendbücher veröffentlicht und gründete gemeinsam mit ihrem Mann, dem flämischen Dichter Peter Holvoet-Hanssen, „Het Kapersnest“ (Das Piratennest), ein Zentrum für literarische Workshops und Lesungen. Für ihre Jugendromane wurde sie vielfach ausgezeichnet: «Dolores – Närrin von Kastilien» gewann den «Boekenleeuw» und den «Thea-Beckmann-Preis» und war für den «Gouden Uil» nominiert.


17 Kapitel | 3 Teile


"Dolores: Närrin von Kastilien" erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das von ihrer Umwelt bestenfalls als Kuriosität und schlimmstenfalls als Missgeburt angesehen wird. Sie ist kleinwüchsig und ihre Gliedmaßen scheinen proportional nicht zusammenzupassen, sodass ihre Mitmenschen sie als 'Zwergin' bezeichnen und als absonderlich sehen. Dazu kommt, dass sie sehr aufgedreht, aufgeweckt und spitzzüngig ist, was ihr den Umgang mit anderen Menschen nicht erleichtert. Ihr eigener Vater sieht sie als nichtsnützig an, weshalb es für ihn sehr gelegen kommt, als sich ihm die Gelegenheit bietet, seine Tochter als Närrin an den Hof des Königs zu verkaufen.

Dolores ist ein einzigartiger Charakter, doch trotz ihrer eher speziellen Persönlichkeit ist es leicht, sie sympathisch zu finden. Sie hat ein sehr großes Herz und fühlt viel und intensiv, was ausgiebig beschrieben wird, wodurch es leicht ist, sich in sie hineinzuversetzen. Sie hat mir ein paar Mal wirklich leid getan; es gibt viele Situationen, in denen sie verspottet, ausgelacht oder sogar bedroht wird, ganz zu schweigen davon, dass andere über ihr Schicksal bestimmen und sie völlig machtlos ist. Trotz aller Bequemlichkeiten und einiger freundlicher Gesichter im Palast fühlt Dolores sich in ihrer Rolle als Närrin nicht wirklich wohl und sie vermisst ihre Familie, doch das ist vollkommen irrelevant, da sie ihre Aufgabe trotzdem erfüllen muss. Immerhin ist sie der Prinzessin ans Herz gewachsen; die Beziehung der beiden wurde schön geschildert und die anderen Nebencharaktere waren ebenfalls recht gut ausgearbeitet.

Das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen und die Handlung selbst fand ich ganz interessant, wobei insgesamt nicht besonders viel passiert ist. Der Fokus liegt ganz klar auf Dolores und darauf, wie sie sich am Königshof einlebt; im Zuge dessen gibt es unterhaltsame, aber auch schreckliche oder an sich emotionale Momente, beispielsweise, wenn sie Heimweh hat. Allerdings muss ich sagen, dass ich die Schilderungen teilweise zu sachlich fand. Dadurch hat das Buch mich nicht richtig berührt und es ist mir, obwohl ich die Protagonistin mochte und Mitgefühl für sie hatte, teilweise schwer gefallen ist, mich in die Lage hineinzuversetzen. Sehr gefallen hat mir dagegen, dass die Autorin nebenbei Informationen über die damalige Zeit und die Kulturen, mit denen Dolores in Berührung gekommen ist, eingebaut hat; ich hätte gerne noch mehr erfahren, aber wenn man bedenkt, wie jung die Charaktere sind und dass es sich hauptsächlich um ein Jugendbuch vor einer historischen Kulisse handelt, war die Darstellung angemessen.

 "Dolores: Närrin von Kastilien" bekommt von mir 3 Sterne. Das Buch hat mich gut unterhalten, aber obwohl es sehr schöne Szenen und Beschreibungen gab, passierte für mich zu wenig und gerade in Anbetracht dessen, da Dolores einiges durchmacht, war mir die Geschichte nicht emotional genug geschrieben. Positiv zu erwähnen ist jedoch, wie die Protagonistin charakterisiert und mit der Tatsache, dass sie anders aussieht und handelt, umgegangen wurde; die Schilderungen waren auf jeden Fall einfühlsam, ohne dass die Realität beschönigt wurde.
Anzumerken ist noch, dass man das Inhaltsverzeichnis vielleicht nicht vor der Lektüre anschauen sollte; die Kapitel tragen Namen, aus denen man recht viel über den Inhalt ableiten kann und dadurch wusste ich schon recht genau, wie die Geschichte sich entwickeln würde, was gerade in Bezug auf das Ende schade war.

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Noch einen schönen Tag :)

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Das Urheberrecht der Inhaltsangabe und des Covers unterliegt dem Verlag.

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