Freitag, 12. Oktober 2018

Rezension | "Der Spielmann" von Oliver Pötzsch

List | Hardcover | 784 Seiten | 21. September 2018 | 978-3471351598 | Band 1

"Nichts ist ohne Plan. Wenn du diesen Plan erkennst, steht die Welt vor dir wie eine nackte Hure." // Seite 175
Faustus, Band 1
Der Lehrmeister (2) | September 2019

 
(Verlagsseite)

Das älteste Spiel der Welt ist das Spiel um deine Seele ...

1486: Knittlingen ist ein ruhiger Ort im Kraichgau. Bis zu dem Tag, als die Gaukler in die Stadt kommen – und plötzlich Kinder verschwinden. Johann Georg, genannt „Faustus“, der Glückliche, kümmert das nicht. Ihn interessiert nur der Spielmann und Magier Tonio del Moravia: Von dem blassen Mann mit den stechend schwarzen Augen, der Johann eine große Zukunft als Gelehrter voraussagt, geht eine seltsame Faszination aus. Johann schließt sich ihm an, gemeinsam ziehen sie durch die deutschen Lande. Der junge Mann saugt alles auf, was Tonio ihm beibringt. Doch von Tonios Lehren geht eine ungeahnte Gefahr aus, und schon bald beschleicht Johann das Gefühl, dass sein Meister mit dunklen Mächten im Bunde steht. Mächte, die Johanns ganzes weiteres Leben bestimmen werden …

(Verlagsseite)

Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der "Henkerstochter"-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.


Historische Anmerkung
Prolog
30 Kapitel in 5 Akten
Epilog
Faust und ich - eine Art Nachwort
Reiseführer auf Fausts Spuren
Faust für Klugschwätzer


"Der Spielmann" war mein erstes Buch von Oliver Pötzsch, aber bestimmt nicht das letzte. Die Geschichte konnte mich von der ersten Seite an fesseln, sie war sowohl spannend als auch interessant und die Charaktere waren gut ausgearbeitet. Der Protagonist ist Johann Georg Gerlach, 'Faustus' genannt, dessen Leben als Vorlage für die bekannte Erzählung um Doktor Faust und seinen Pakt mit dem Teufel angesehen wird. Der Autor hat einige Parallelen eingebaut und sogar mehrere Zitate aus Goethes Werk verwendet, was sehr interessant war, obwohl mir vermutlich einiges entgangen ist, da ich "Faust" zuletzt vor einigen Jahren gelesen habe.

Trotz der Länge von knapp 800 Seiten fand ich das Buch durchgehend packend. Der Werdegang von Johann verläuft alles andere als geradlinig und durch seine Reisen an unterschiedliche Orte ist es Pötzsch möglich, vielfältige Einblicke in das Leben in der damaligen Zeit zu gewähren und die Darstellungen kamen mir dabei authentisch vor. Besonders gefallen hat mir, dass die ganzen Einzelheiten zu großen Teilen beiläufig in die Handlung einflossen, da der Fokus auf Johann, seinen Erlebnissen und auch seinen Studien lag. Das Wissen, das er sich angeeignet hat, wurde ebenfalls gut vermittelt; wenn im Detail auf etwas eingegangen wurde, fand ich die Erklärungen leicht verständlich und nicht zu kompliziert, während zugleich deutlich wurde, dass der Protagonist sich mit Dingen befasst, die die Kenntnisse vieler Menschen - und vor allem seiner Zeitgenossen - übersteigen. Sein großer Wissensdurst spielte für die Geschichte eine entscheidende Rolle und ich mochte, wie sein Verhalten davon beeinflusst wurde, doch obwohl er wirklich bedeutsam ist, macht er nur eine Facette seines Charakters aus. Johann hat gute, aber auch einige negative Eigenschaften und seine Ecken und Kanten wurden ausgiebig beleuchtet; zudem ist deutlich, dass er sich im Lauf der Handlung weiter entwickelt und von seinen Erfahrungen stark geprägt wird, was ich gut und mehr als glaubwürdig fand. Die Nebenfiguren wurden ebenfalls gut ausgearbeitet.

Tonio, der Johann in jungen Jahren bei sich aufnimmt und ihm einiges beibringt, war ein sehr interessanter Charakter, dessen Präsenz beinahe durchgehend zu spüren war. Man erfährt nur wenig über seine Vergangenheit und auch seine vollständige Motivation wird erst spät enthüllt, doch dadurch ist er sehr geheimnisvoll und die Bedrohung, die von ihm ausgeht, wurde beinahe greifbar dargestellt. Es gibt einige unheimliche, übernatürlich anmutende Szenen und es war zwar beklemmend, aber faszinierend zu spekulieren, was hinter seinem Verhalten stecken könnte und worauf die Geschichte hinauslaufen würde. Die Spannung wird über das ganze Buch aufrecht erhalten, obwohl es durchaus Abschnitte gibt, in denen die düsteren Elemente in den Hintergrund treten; die Balance war meiner Meinung nach sehr gelungen. Am Ende überschlagen sich dann die Ereignisse geradezu und es war sehr leicht, mit den Figuren mitzufiebern und auf einen guten Ausgang zu hoffen. Einige der Entwicklungen haben mich überrascht, doch der Abschluss der Erzählung hat mir gut gefallen und er macht neugierig auf den zweiten Band, der nächstes Jahr erscheinen soll. Das Nachwort, in dem der Autor auf die Entstehungsgeschichte des Buches eingeht und erklärt, was sich historisch belegen lässt, war ebenfalls lesenswert.


"Der Spielmann" konnte mich voll und ganz überzeugen; Pötzsch schreibt atmosphärisch dicht, die Handlung war fesselnd, es gab sowohl emotionale als auch angemessen unheimliche Momente und der Protagonist war ein faszinierender, vielschichtiger Charakter, dessen Werdegang sehr interessant geschildert wurde.

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3 Kommentare:

  1. Hallo Kerstin,
    Der Spielmann interessiert mich sehr, und bisher habe ich auch nur positive Meinungen dazu gesehen. Da reiht sich deine schöne Rezension ja wunderbar ein. Lesen will ich das Buch auch unbedingt irgendwann, allerdings werde ich auf das Taschenbuch warten, Hardcover lese ich ungern...
    Von Pötzsch kenne ich bisher nur Die Burg der Könige, auch ein ganz schöner Wälzer. Das Buch war ganz nett, konnte mich aber nicht vollständig überzeugen.
    LG Rissa

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    1. @ Rissa: Die Burg der Könige fand ich gut, aber der Spielmann ist um Längen besser, unbedingt ausprobieren ;)

      @ Kerstin: Ich fand den Spielmann auch genial! Tolle Rezension <3

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    2. Hey,

      @Rissa: Falls du bei Netgalley bist, dort kann man das Buch im Moment als digitales Leseexemplar anfragen :) Ich kann dir das Buch auf jeden Fall empfehlen, es hat mir sehr gut gefallen und ich hatte überhaupt nichts zu kritisieren, was bei mir nur selten vorkommt.
      "Die Burg der Könige" steht bei mir schon seit einer Weile auf der Wunschliste... aber nun, da ich von "Der Spielmann" so begeistert war, habe ich definitiv vor, noch etwas anderes von dem Autor zu lesen.

      @Aleshanee: Danke :)

      Liebe Grüße,
      Kerstin

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